Zeit für Verantwortung

Die drei Studenten Felicia Kleimaier, Martin Rassl und Johannes Munding wollen das Projekt "Aus Vielen Eins" gegründet - ein Verein, der Jugendliche motivieren möchte, Verantwortung für die eigene Generation zu übernehmen.

Gute Musik. Gutes Bier. Gute Gespräche. Und ein guter Wille. Wenn sich die drei Freunde Felicia Kleimaier, Martin Rassl und Johannes Munding nach der Uni treffen, geht es nicht mehr so oft um Partys, Lernstress oder den Sportclub. Stromversorgung in Nepal, die Errichtung von Jugendhäusern in Kenia und die geringen Bildungschancen in Entwicklungsländern sind Themen, über die sie sich neuerdings unterhalten.

Die drei Studenten, alle 20 Jahre alt, haben „Aus Vielen Eins – Hilfe für eine bessere Welt“ gegründet. Ein Verein, der Jugendliche motivieren möchte, Verantwortung für die eigene Generation zu übernehmen. Der Name ist Prinzip: Wenn viele Schüler und Studenten zusammen helfen, kann gemeinsam Großes bewirkt werden. Sie sehen sich dabei selbst als Bildungsinitiative. Wollen da helfen, wo es am nötigsten und am effektivsten sei: in der Aus- und Schulbildung anderer junger Menschen.

„Angefangen hat alles mit der Frage, was wir wohl mit unserem Weihnachtsgeld anstellen werden. Soll es nun die siebte G-Star-Jeans oder das dreißigste Paar Schuhe sein? Irgendwie kann man das Geld ja immer verprassen“, erklärt Johannes, der Pharmaceutical Science studiert. Aber was war noch einmal der Sinn von Weihnachten? Konsumrausch? Teures Essen? Oder doch diese gewisse Nächstenliebe?

Die drei Wahlmünchner entscheiden sich für letzteres und starten eine große Weihnachtsaktion. Die Idee: Freunde und Bekannte dazu motivieren, einen Teil ihres Weihnachtsgeldes zu spenden, um zusammen ein Jugendprojekt zu fördern. Sie richteten eine Facebook-Seite ein und stellten ihr Projekt vor – die Zahl der Anhänger stieg rasant. Motiviert von so viel positiver Resonanz, entschlossen sich die Studenten, es nicht bei der einen Aktion zu belassen. Sie gründeten einen Verein, ein Kraftakt über mehrere Wochen – aber es hat sich gelohnt.

„Wir wollen die Einnahmen nicht irgendeiner Spendenaktion überlassen. Man kann sich nicht sicher sein, ob das Geld auch komplett bei den Hilfsbedürftigen ankommt“, meint VWL-Student Martin. Darum wählten die drei Aktiven nur Projekte aus, zu denen sie einen persönlichen Bezug haben. Wie etwa „Schwarz-Weiß“, ein Verein, der sich unter anderem für den Bau von Schulen und Kinderheimen in Kenia engagiert. Da Felicias Mutter dort Mitglied ist, haben die Studenten den Einsatz ihrer Spenden genau im Blick. Einen engen Kontakt haben die drei auch zum Verein „Himalayan-Project“, der Hilfe zur Selbsthilfe leisten will. Der Patenonkel von Johannes ist Vorstand und gibt regelmäßige Updates über die Projekte.

Wie viel Geld mit der Weihnachtsgeld-Aktion zusammenkommt, lässt sich schwer einschätzen. Lediglich darauf warten, dass sich das Vereinskonto füllt, werden die drei Vorsitzenden aber nicht. So wird am 5. Januar „eine Party für den guten Zweck“ in ihrer Heimat Memmingen stattfinden. Feten in München sind in Planung.

Die Weihnachtsaktion wird bis zum 21. Januar laufen. Aber auch danach soll es weitergehen: „Wir sind auch offen für neue Projekte, die sich für Kinder und Jugendliche einsetzen. Schön wäre auch eine Aktion für Hilfsbedürftige in Deutschland“, sagt Pflegestudentin Felicia.

Wer helfen will, aber gerade selbst knapp bei Kasse ist, kann bei „Aus Vielen Eins“ einfach mitmachen. „Flyer verteilen, unsere Facebook-Seite lesen oder den Freunden und der Familie von uns erzählen – das zählt schon viel“, findet Felicia. Eigene Ideen sind auch immer willkommen – ein Kommilitone von Martin hat nun etwa angeboten, einen Tag lang für den Verein zu kellnern.

„Uns ist es sehr wichtig, überhaupt die Sensibilität für die Probleme unserer Gesellschaft zu stärken. Wir möchten allerdings nicht das Elend mit Bildern von heulenden Kindern darstellen, sondern zeigen, dass wir etwas dagegen tun können. Alle zusammen“, erklärt Johannes und wirkt dabei so überzeugend, als hätte er sich nie mit einem anderen Thema beschäftigt.

Kein schlechtes Gewissen, keine durch Mitleid erpressten Spenden. Nur aus Freude und Verantwortungsgefühl sollen sich Schüler und Studenten für „Aus Vielen Eins“ engagieren. Klingt nach Teamwork. Klingt nach Spaß. Klingt nach einem guten Plan.

Weitere Informationen unter: http://www.facebook.com/pages/Verein-Aus-Vielen-EINS-Hilfe-fur-eine-bessere-Welt/123076964417202

Source
Süddeutsche Zeitung